Soziale Konflikte sind Konflikte um Verteilungsfragen. Seit vielen Jahren bestimmen sie den demokratischen Streit. Politische Machtkonflikte haben sich um zwei Achsen geordnet — einmal um den Ausgleich zwischen (ökonomischer) Freiheit und (sozialer) Sicherheit; zweitens um ein progressives oder konservatives Verhältnis zu Liberalisierung und Pluralisierung. Dass materielle Konflikte zunehmen, die soziale Frage eine neue Dynamik erhält, ist absehbar — verantwortlich sind die ökonomischen Folgen des Klimawandels, träge und veraltete Wirtschaftszweige, eine Überbürokratisierung von Genehmigungsverfahren, globale Konkurrenz usw.
Dieses Kursbuch kreist um diese Konflikte. Hanna Lierses Beitrag nimmt die Persistenz sozialer Ungleichheitsstrukturen aufs Korn, Steffen Mau macht darauf aufmerksam, dass es sehr wohl soziale Konflikte in verschiedenen Feldern gibt, aber an der gerne behaupteten These der Polarisierung der Gesellschaft nichts dran ist, auch wenn sich die Ränder radikalisieren. Im Interview mit der Wiener Migrationsforscherin Judith Kohlenberger wird auf die Widersprüche und Nebenfolgen des europäischen Fluchtregimes hingewiesen.
Die Intermezzi-Frage lautet dieses Mal: Wären Sie gerne sozialer? Antworten von Marlen van den Ecker, Helmut Hochschild, Elisabeth Niejahr, Mithu Sanyal, Michael Skirl und Oliver Weber. Oliver Unverzart beantwortet unsere Frage in Bildform.