Es war ein unausgegorener Versuch, mit pseudoliterarischen Mitteln ein politisches Statement abzugeben und über Israels Politik zu richten. Und es entbehrte wiederum nicht einer gewissen Tragik, dass Grass sich drei Jahre vor seinem Tod damit dem Verdacht aussetzte, seinem lebenslangen Engagement gegen jede Form von Antisemitismus einer Revision zu unterziehen. Das wird kaum seine Absicht gewesen sein. Am 4. April 2012 erschien das Gedicht, vier Tage später verhängte Israels Regierung ein Einreiseverbot gegen Grass – 45 Jahre nach seinem ersten Besuch in diesem Staat, der erst nach dem deutschen Völkermord an den Juden gegründet wurde.
Für Grass war es der bittere Tiefpunkt seiner langen Beziehung zu diesem Land und seinen Bewohnern. Das Einreiseverbot werde ihn nicht daran hindern können, antwortete er, „mir meine hilfreichen Erinnerungen an mehrere Reisen nach Israel wachzuhalten“. Und er stellte klar: „Immer noch sehe ich mich dem Land Israel unkündbar verbunden.“